Auf dem Jahrmarkt gibt es Buden, die bestehen aus
zehn mal sechs Metern Fassade. Du mogelst dich an ihre Flanke, siehst sie
seitlich: Hinter der riesigen Fassade gibt es nur einen vier Meter tiefen,
drei Meter hohen Kleinraum. Die Leute wehren
sich auf ihre Art gegen übertriebene Fassaden: Viele gehen nur spazieren
in solchen Verkündungen und gehen nicht hinein in die Buden.
Im "Nur-halber-Preis"-Behälter eines Discounters fand ich eine
Papp-Hülle "Traumfänger". Juchhu, das war damals der Titel meines
Klein-Skulpturen-Konzeptes. Ich kaufte, packte aus und erschrak vor der
Bequemlichkeit des Herstellers: Nicht mal das Gehäkele im Holzrahmen hatte
er organisiert. Nein, einen langen Faden mit skurril komplizierter
Häkel-Anleitung sollte ich selbst spinnen.
Zum Glück war meine Tante Elisabeth ein Fan kleiner
Häkel-Deckchen. So eine ist nun in meinem "Traumfänger"-Holzrahmen
befestigt. Die Einkaufs-Pappe mit dem hübschen Werbebild hängt darunter,
und den Faden, den ich häkeln sollte, gab ich ungehäkelt zu meiner
Faden-Sammlung.
Auf das zerzauste Traumfänger-Produkt weist meine
Zeile "Ware" hin. Auf die Illusion der Verpackung weist die Zeile
"Werbung" hin.
Wir haben es in meiner vereinfachenden
Herantretensweise mit einer "Amerikanisierung der
Produkt-Angebote" zu tun. Sie hoffen nicht mehr durch Qualität zu
überzeugen. Du wirst ein amerikanisiertes Produkt nur einmal kaufen, dann
die Finger davon lassen und später ein anderes Produkt mit gleicher
Ankündigung erwerben.
Parallel dazu gibt es Marken. Aber, äh... auch von
diesen amerikanischen Marken wurde ich nach Kauf eines Produktes
abgeschreckt: Alles sehr hinfällig, ey.
Manchmal, plötzlich, bin ich Eigentümer eines
Schuhs, der seit dreißig Jahren mit mir mitläuft, und habe ein Hemd, dessen
Knöpfe nicht abreißen.
Bei meinem "Traumfänger" will ich es beim
Erst-und-nicht-nochmal-Kauf belassen, bis nach einigem Ein- und Auspacken
nur noch ein "Traumlumpen" übrig ist. Den Lumpen will ich 3D-scannen und
als 3D-Druck anbieten. |