In Bildbänden schauen mich die Texte zumeist an mit
der Botschaft "Lies mich nicht!". Versuche ich in solchen Bildbänden den
Begleittext zu lesen, stößt er mich ab, gelange ich nicht eigentlich
hinein bei den Worten in eine Nachricht, eine Information. Die Botschaft
der Bilder scheint mir ein vielfach höheres Gewicht zu haben als der Text.
Die Bilder dominieren in den meisten Bildbänden so einseitig, dass, auch
wenn ein Bildband zu zwei Dritteln seiner Fläche aus Text besteht, dieser
Text mir arg unzugänglich bleibt. Ein Grund mag
die fehlende Dramatik sein: Der Begleittext in Bildbänden entfaltet
keine Story. Ein zweiter Grund mag sein, dass der Text sich selten klar
dem unmittelbar beim Text zu sehenden Bild zuwendet. Er redet von
irgendwas, von Werkprozessen und Meinungen. Er wandert vorbei am
Sichtbaren über die Seiten, und nur kleine Untertitel im Bildband finde
ich vor und lese sie gern, die sich direkt auf das zu sehende Bild
beziehen.
Die auf dieser Seite
gezeigten Bilder habe ich im letzten Jahrtausend fotografiert -
auf echtem analogen Film, mit
Warten, bis das entwickelte Bild vom Fotografen kommt. |
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Es muss nicht immer sein, dass ich in meiner Kunst
versuche, inhaltsstärker zu sein als das häufige moderne Ödland. Es lockt mich,
beim Band "Traumfotos" einmal das Ödland nachzubauen: Mit Texten, die
schwer zugänglich sind, die am gezeigten Foto vorbeischweifen.
Ich hege die Vermutung, dass mindestens die Hälfte
meiner Traumnotizen für andere Menschen "Ödland" sind. Träume eröffnen nun
mal ein Bezugsfeld, dass der launischen Seele des Träumers entspringt,
voller Vokabeln und Szenen, die andere anöden. Ich möchte jene Traumnotizen
sammeln, die Mitleser nicht sonderlich inspirieren werden, deren Ablauf
haltlos ist - und sie den "Traumfotos" gegenüber platzieren.
Meine Traumfotos halte ich für das Allerschönste.
Manchmal gelingt es mir, Szenen einzufangen, die so "daneben" sind, dass
ich gar nicht mehr digital nacharbeiten muss. Und zu anderer Zeit springt
mich aus einem Foto gleich die jeweils besondere, in meiner Palette als
digitaler Maler enthaltende Software-Behandlung an, mit der Teile des
Fotos sich hinüberzaubern lassen in eine Vision. Kurz und gut: Meine
Traumfotos halte ich für eine Wucht, meine Traumnotizen hingegen
erscheinen mir verflucht. Beides nebeneinander könnte in "Traumfotos"
spazieren gehen. |
"Traumtüren" ist eine Wanderung durch einen
zeitweise düsteren Park mit schätzungsweise 180 Fotos, die Dinge und
Gestalten zeigen, die mir anmuten, als hätten sie eine Botschaft. Doch
diese Botschaft versteckt sich hinter den Gestaltungen.
Ich mag in diesem Foto-Park näher dran sein als
anderswo in meiner Foto-Bild-Welt an vielleicht 360 möglichen Botschaften
- ungefähr zwei in jedem Foto. Aber die Dinge und Gestalten liefern nur
Ahnungen. Die Botschaften deuten sich an und werden jeweils nicht
deutlich.
Ich sehe Wirkliches, das Unwirkliches subtil in sich
trägt, aber bei der Mitteilung des Unwirklichen nicht zum Zuge kommt. Mein
fotografischer Spaziergang wird zum Labyrinth aus träumbaren Bildern,
enthält Teile eines tastenden Puzzles.
Zum Glück ist es ein Buch: Ich kann es mehrfach
wiederbesuchen, kann es an zufälligen Stellen aufschlagen. |
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Stell dir vor, dass ein übles Wasser dich von allem
trennt, zu dem du gelangen willst. Egal, wie du dich wendest, wohin du zu
gehen versuchst: Das Ziel bleibt hinter einem großen Wasser. Und du fährst
davon. |
Stell dir vor, dass du Schwierigkeiten hast, zu
zählen: Sind da zweie, sind da dreie, ist da mehreres? |
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Stell dir vor, dass dir Zombie-Blumen begegnen: Sie
sind längst tot, aber Teile von ihnen blühen noch. |
Stell dir vor, du gehst in einem düsteren Labyrinth
spazieren, und du merkst, dass die Aufsicht weggegangen ist. |
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