Seit 2021 boomt leise in China ein resigniertes Auflehnen: Du wirst kontrolliert. Du kannst nichts sagen. Du wählst die von Berthold Brecht schon beschriebene Maßnahme gegen die Gewalt:

> In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem stand, daß ihm gehören solle jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte, ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.

Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: “Wirst du mir dienen?”

Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen.

Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent.

Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: “Nein.” >

    
Der Karikaturist Kuang Biao eröffnet mit einer Zeichnung von 128 flachliegenden Tigern das "Jahr des Tigers" 2022: Da lagern sich wegduckende Fernbleiber, die versuchen, nicht aufzufallen. Die Zahl 128 bedeutet den Chinesen "Ich will reich werden". Aber "Reichtum" als fernes Ziel erscheint dort vielen Jugendlichen zu billig.

Millionenfach mit Relax-Fotos wird ein gewisser Luo Huazhong zitiert. Seinen Leitspruch „Flachliegen ist gerecht“ schrieb er als Motto unter ein Foto, auf dem er in einem Raum mit zugezogenen Vorhängen auf dem Bett lag. Wirksam begründete er in seinem Blogpost 2021:

„Der Druck kommt hauptsächlich von den Menschen, mit denen man in Konkurrenz steht, und von den Werten der älteren Generation. Jedes Mal, wenn man nach populären Nachrichten sucht, findet man nur Nachrichten zu Romantik oder Schwangerschaft, als ob unsichtbare Wesen eine bestimmte Art zu denken und Druck kreieren würden. Aber wir müssen nicht so sein. Ich kann auch einfach in der Sonne schlafen wie Diogenes, oder in einer Höhle leben wie Heraclitus."

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Ich bin kein Chinese. Orwells "1984" beschreibt das heutige China, nicht Deutschland. In China hätte ich auch ein Traumzimmer. Ohne Mitteilung im Internet.