Ein politisches Thema? Klar. Als Kunst abbildbar?
Ja. Daraus eine Ausstellung machen? Nun denn. Die Galerie Oberwelt in
Stuttgart mit ihrem Mastermind Peter Haury begibt sich während 2024
hinein:
KIPPPUNKT
Das Wort schon kippt um beim Lesen in
ein "Stolperwort", mit diesen
absurden 3 Ps
Als ich die Einladung erhalte, rede ich
sogieich in die Kamera und schicke den Film ab. Peter fragt an, ob ich
meine, die Ausstellung solle wegbleiben. Nee. Nur Mut. Mein Filmbeitrag
hingegen bleibt weg davon. Hier im geduldigen Internet kommt er aber:
Eine Woche später fische ich aus den
tausend Kipppunkten der Welt mir das Medienkunst-Thema heraus: Mensch wird
Matsch, Medium diktiert:
O lala, zur Kippppunkt-Ausstellung im September
2024 haben 100 Leute Beiträge eingeschickt, und die Aussteller wollen ganz viele
davon in die kleinen zwei Räumlein der Oberwelt zwängen? Dann schrumpfe
ich meinen Beitrag höflich zum Papierchen und wechsele das Thema. Aus
Platzmangel spreche vom Anfang der Welt: Als
das Nichts zur Raumzeit umkippte. Dazu wissen wir schon manches. Ist ein
schönes, aber dem Alltag fernes Wissen. Hier bekommt es sein Kipppunkt-Gedicht.
... und ich gebe zu: Einen Kipppunkt direkt in der Kunst
will ich auch noch ansprechen. Er liegt mir schon lange auf der Zunge.
Weil ich vor ein Werk trete und nach einer Sekunde bis zwei Minuten sage:
"Das eine ist Kunst, das andere ist tralala". Nun stieß ich bei einer
Kunstaktion von mir millimetergenau auf diesen Effekt: Ich trug etwas
Ölfarbe auf Fotos auf. Mal wurden die Werke dadurch schlechter, mal besser. Inbesondere,
dass du als Künstler auf ein bestehendes korrektes Werk von dir noch etwas
draufgibst, und schwupp, wird es mies - diesen Kipppunkt will ich hier
mal festhalten:
Links das pure Fotogemälde, so, wie ich es als digitale
Datei habe und groß, quadratisch und stilvoll zum Verkauf anbiete.
Rechts ein in diesem Fall idiotisches "Originalisieren":
Ich male Ölfarben ins Bild hinein. Formal wird es dadurch einmalig, edel
und sonstwas. Praktisch sage ich hier: "Nein".
EIne Analogie besser-billiger gegenüber schlechter-teurer
besteht bei Alltagsartikeln. Von der Kleidung übers Handy bis zu manchem
Auto: So einiges Billige hält wunderbar. Manches Teure ist Ramsch. Beim
Kauf wissen wir es nicht. Den Preis erlebe ich im neuen Jahrtausend selten
als Aussage über die Qualität.
Äh, was hat diese Seite mit Siebdrucken zu tun? Gar
nichts. "Siebdrucke" sind "altmodisch". Sind verkaufbar. In der Oberwelt
kommen Werke zum Zuge, die ausgestellt Spaß machen (im weiten Sinne, auch
Anti-Spaß ist drin), aber ansonsten in Kellern und Computern lagern.