Zerstören?
   

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Eines meiner Traum-Objekte kaufte ich für einen 20-Euro-Schein einer Künstlerin in Honau ab. Meine künstlerische Intervention, oder Leistung, oder mein Beitrag besteht darin, das Plastik-Modell einer Fledermaus an das gekaufte Objekt zu heften und dieser Kombination einen bombastischen Namen zu geben:

"Der Kokon des Ultraschallfliegers" ist das zwanzigste Objekt, das ich in Honau anhand vorgefundener Materialien improvisierte - in meinem Schreiben an den fiktiven "Handwerker" liste ich nur neunzehn Objekte auf.

Die Künstlerin Henriette Lempp ließ von Besuchern in Honau diese Objekte zerstören, in TÜV-gerechter Weise, mit einem Schutztuch drüber und dann Hammer drauf. Die Objekte sind aus Ton und sehen alle ungefähr gleich aus. Sie gleichen am ehesten einer Frucht.

Henriette sagte, sie habe 1300 dieser Objekte im Lauf von drei Jahren hergestellt. Sie wolle ihren Erben diese Kästen voller Töpferwerk nicht hinterlassen. Die Besucher sollten die Gebilde bitte zerbröseln oder könnten sie kaufen.

Ich bleibe mal bei diesem verblüffenden Angebot "Du darfst zerstören" stehen. Im Voraus hatte ich angenommen, man dürfe bei Henriette Ton-Objekte gegen die Wand werfen. Aber nein, Schutztuch und Hämmerlein.

Die Sache mit der Wand behalte ich für ein heftigeres eigenes Projekt mal im Auge: Ein "Koffer mit Träumen, die man loswerden will" könnte von Besuchern gefüllt werden. Das hat Ähnlichkeit mit diesen Verschenk-Kisten, die Leute mit Haushaltswaren oder Büchern vor ihre Tür stellen. Und dann: Herausholen aus dem Traumkoffer, zerschmettern und die zerstörten Produkte feiern.

Bild oben: Ein Tonobjekt habe ich zerschlagen, eines gekauft.
Henriettes Kunstaktion gefiel mir.

Bild oben: Henriette im Tuffsteinkeller unter dem Freibad Honau, in dem ihre Zerstörungs-Performance im Juli 2022 stattfand.

Neben "Kaufen" oder "Zerstören" - die zwei Optionen, die Henriette den Besuchern anbot - gibt es die für mich wesentliche dritte Option: Nutzen, weiter nutzen, umnutzen.

Symbolisch legte ich in Henriettes "Keller der vorsorglichen Vernichtung" mal eine "Reihung absurder serieller Objekte" auf den Tisch. Anhand von 1300 solcher stetigen, ungefähr gleichen Objekte - wie sie Henriette behauptet hergestellt zu haben - hätte ich an Bürgersteigen entlang quer durch Honau eine Kette gelegt und sie foto-dokumentiert. Ich hätte Menschen unter diesen Dingern begraben und Fenster und Türen damit symbolisch verstopft.

Ich hätte - aber ich bin nicht Henriette. Sie hat laut den Fotos, die im "Keller der vorsorglichen Vernichtung" (diese Titelvergabe stammt von mir) aushingen, in Kunstausstellungen zuvor ihre 1300 Gebilde schlicht getürmt oder in runde Flächen hineingelegt.

"Wenn sie schon diese Gebilde zerstört, so soll sie das filmen und die Zerstörung in vier Gemüts-Verfassungen darstellen: Aggressiv, angeekelt, wertschätzend oder humorvoll." Serge und ich plaudern über Henriettes Projekt: